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Man könnte Zustände kriegen

von Ulrike Baureithel

Man könnte Zustände kriegen angesichts des Umgangs mit der Pandemie. Wir harren in einem Zustand beklagenswerten Stillstands, weil sich wissenschaftliche, föderale oder makropolitische Zuständigkeiten durchkreuzen, neutralisieren oder bekriegen, ohne dass ein Zustand neuer Wissensaggregate erreicht würde. Seit einem Jahr der Kampf um Deutungshoheit, seit einem Jahr keine nennenswerte Begleitforschung zum Infektionsgeschehen, seit einem Jahr Zahlenakrobatik nach Marktlage, seit einem Jahr die ständige Verschiebung von Verantwortlichkeiten, seit einem Jahr eine psychische und soziale Verwahrlosung, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind. Dafür hat die Gefahrenkalkulation ihren Auftritt, als ob niemand wüsste, dass diese angesichts von Großrisiken schon längst außer Kraft gesetzt ist. Wie dramatisch sich in einem Jahr der politische Wahrnehmungshorizont verändert hat, zeigt die Diskussion um „Privilegien für Geimpfte“, wo es eigentlich um Grundrechte geht. Unser Wahlrecht ist ohnehin schon obsolet geworden, seitdem wir von einem Pandemieausschuss krisenverwaltet werden. 

Ulrike Baureithel,

geboren 1957 in Freiburg/Breisgau. Studium der Literaturwissenschaften und Geschichte. Journalistin.

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