„Ja, ja, es wird was kommen! Wir haben alles kaputt gemacht...“
An diese Worte eines dalmatinischen Weinbauern dachte ich, als sich das Coronavirus pandemisch ausbreitete und der erste Lockdown begann. Ein halbes Jahr zuvor hatte er sie in einem Gespräch über die fortschreitende Umweltzerstörung geäußert.
Ich war schon seit geraumer Zeit in innerer Habachtstellung: Lange kann es nicht mehr dauern, bis eine größere Katastrophe passiert. In weiten Teilen der Welt herrschen schon länger Ausnahmezustände aller Art vor. Und auch in den reichen Ländern sind seit langem ökologische und soziale Verwerfungen im Gang. Als das befürchtete Ereignis nun eintrat, erlebte ich nach dem ersten Schock gar Erleichterung. Was sonst als diese Pandemie müsste doch endlich einen Richtungswechsel bewirken! Weit gefehlt. Das Besorgniserregendste ist, welche Maßnahmen alle nicht in Angriff genommen werden!
Eines der bizarrsten und aberwitzigsten Merkmale des Kapitalismus: wir leben in Verhältnissen, die niemand will. David Graeber etwa schreibt erhellend über Bullshit Jobs, Bürokratie und Schulden. Auch Armut will niemand. Oder 20.000 Flüchtlinge in Griechenland und Bosnien, die seit Jahren in Kälte und Dreck vegetieren. Genauso wenig 40 Millionen Verhungernde jährlich. Es sind ökologische und soziale Verhältnisse, die Pandemien und Klimakatastrophen auslösen und verstärken. Aber wer geht den Ursachen auf den Grund? Wer erkennt, dass unser Wirtschaftssystem tötet? Ziel kann es doch nicht sein, das System zur gewohnten Normalität hochzufahren. Und das ständige politische Beteuern, genug Arbeitsplätze zu schaffen, war doch bereits vor Corona nichts als ein Fake! In geradezu religiöser Heilserwartung wird versucht, alle Probleme mit immer mehr „Technik“ zu lösen. Aber wem bringt der immense bevorstehende Digitalisierungsschub mit akribischer Überwachung und Steuerung oder ein Medizinsystem mit zweifelhaften Zwangsbeglückungen ein friedliches, gutes Leben? Vielleicht ein paar Aktionären.