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Omikron - der Spielverderber

von Karl Reitter

Es scheint so zu sein, als ob 2022 das Jahr der Entscheidung wird. Kann das offizielle Corona-Narrativ aufrechterhaltenen werden oder bricht es angesichts der Fakten und dem weltweiten Widerstand zusammen? Eine Momentaufnahme Mitte Jänner 2022.

Die offizielle Erzählung ist angeschlagen. Die ursprünglichen Behauptungen mussten schrittweise relativiert werden. Erinnern wir uns an die große Erzählung: Die Impfung schützt. Die Impfung schützt zu einem sehr hohen Prozentsatz. Die Impfung schützt zu einem hohen Prozentsatz und vor schweren Verläufen. Die Impfung schützt zu einem hohen Prozentsatz und fast immer vor schweren Verläufen. Dasselbe Spiel bei den Impfreaktionen und Impfschäden. Wir starteten mit „die Impfung ist sicher“. Dann scheibchenweises Rückrudern. Zögerlich wurden teilweise massive Impfreaktionen zugegeben. Todesfälle durch Impfungen wurden zuerst als Fake-News abgekanzelt, dann zu ungeklärten Fällen erklärt und nun soll die Statistik retten: Todesfälle seien ganz, ganz selten. Entlarvend ist auch die Sprachregelung angesichts der sogenannten Impfdurchbrüche. Zuerst füllten fast nur Ungeimpfte die Betten der Spitäler. Dann kamen Tricksereien ans Tageslicht – wessen Impfstatus ungeklärt war, wurde einfach als ungeimpft gezählt, so geschehen in Hamburg und Bayern. Dann wurde publik, dass viele PatientInnen nicht wegen, sondern mit Corona ins Spital eingeliefert wurden. Nun heißt es nicht mehr ungeimpft, sondern unzureichend geimpft. Auf einen Verweis zu internationalen Statistiken wird sicherheitshalber überhaupt verzichtet. Es ist einfach kein positiver Zusammenhang zwischen Impfquoten und Infektionen zu erkennen. Im Gegenteil, Staaten mit geringer Durchimpfungsrate zeigen weniger Fälle als Staaten mit hohen Impfquoten.

Und dann kam Omikron. Ein Eiertanz der Doppelbotschaften begann. Die Booster-Impfung schützt auch davor, na ja, irgendwie schon, aber nicht so gut wie die kommende vierte Impfung, die mit dem verbesserten Impfstoff, der sicher gegen Omikron schützt. Aber trotzdem jetzt muss die dritte Impfung vor der vierten rein. Bei solchem Gestammel sehe ich immer die Zeugen Coronas vor mir, die angesichts von kritischen Nachfragen in sich hinein knurren: „Frogds ned so deppat, lost eich impfn und gusch.“

Doch Omikron ist ein echter Spielverderber. Obwohl es die positiven Tests steigen und steigen lässt, leeren sich die zugleich Spitalsbetten. Die Schere zwischen Infektionen und Hospitalisierungen öffnet sich weltweit. Zudem muss selbst das RKI (Robert-Koch-Institut) zugeben, dass weit mehr Geimpfte an Omikron erkranken als Ungeimpfte. Schwächen mehrfache Impfungen das Immunsystem? „Mehr als zwei Booster-Impfungen in kurzer Zeit könnten die Immunreaktion beeinträchtigen, warnt die Europäische Arzneimittelbehörde EMA“, lesen wir auf der Schwurbler- und Verschwörungsseite ZDF.[1] Angesichts der sinkenden Gefährlichkeit des Corona-Virus könnte man ja glatt auf die Idee kommen, dank Omikron würde das Virus einer besseren Grippe entsprechen. Nix da, es wird verschärft! In Deutschland verkürzt das RKI sicherheitshalber die Schonfrist für Genesene von sechs auf drei Monate.

Was spricht eigentlich angesichts von Omikron dagegen, die Pandemie für beendet zu erklären? Was dagegen, zuzugeben, dass der angebliche „Todesvirus“ spätestens dank Omikron auch nicht gefährlicher ist als eine starke Grippewelle, an der überdies auch Millionen Menschen starben? Unter der Annahme, dass die Pandemie dazu benützt wird, auf eine neue Form von Keynesianismus basierende BigPharma-, Überwachungs- und IT-Industrie durchzusetzen, macht dieses Augen-zu-und-durch durchaus Sinn. Die Impfpflicht scheint derzeit beschlossene Sache zu sein. Deutschland wartet noch ab und blickt offenbar auf die weitere Entwicklung in Österreich. Viele Länder haben eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen beschlossen, auch wenn diese, so wie in Kanada, durch den Widerstand des Spiralpersonals zurückgenommen werden musste.[2] Trotzdem: Die Impf-Show must go on. Unsere Bundesregierung hat 19 Millionen Impfdosen für 2022 geordert, die verimpft werden müssen.[3] Die Testindustrie läuft auf Hochtouren und die Staatsgelder fließen. Die Maschine läuft wie geschmiert. Die Transformation in Richtung eines neuen kapitalistischen Akkumulationsregime ist jedoch noch längst nicht abgeschlossen, die Kontroll- und Überwachungsmechanismen noch lange nicht perfektioniert und vor allem, der Widerstand noch lange nicht gebrochen. Ein Abbruch, ja selbst eine Abschwächung der Pandemie-Politik wäre für die herrschenden Klassen sowohl ökonomisch, politisch und ideologisch fatal.


[1] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-booster-impfungen-warnung-ema-100.html

[2] https://www.heise.de/tp/features/Kanada-Krankenhausangestellte-gegen-Impfzwang-6273196.html

[3] https://info.gesundheitsministerium.gv.at/impflage

Karl Reitter,

geboren 1953 in Wien, ist Philosoph und Publizist. Unter seiner Herausgeberschaft erschien im Promedia Verlag (gemeinsam mit Stefan Kraft) „Der junge Marx. Philosophische Schriften“.

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