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Angstmache legitimiert

von Karl Reitter

Warum tragen Menschen in Freien auf kaum belebten Straßen und Plätzen eine FFP2-Maske? Warum behindern sie in frischer Luft ihre Atmung? Und das, obwohl selbst die eingeschworenen Zeugen Coronas zugeben, dass die Gefahr der Ansteckung unter offenem Himmel jenseits dichter Menschenansammlungen praktisch nicht gegeben ist.

Ich fasse es einfach nicht, wenn ich Menschen leere Straßen entlanggehen sehe, die wie selbstverständlich Mund und Nase mit einem Cocktail aus Polypropylen, Bindemittel, Antioxidantien und UV-Stabilisatoren bedecken. Was bringt Menschen dazu, sich freiwillig und ohne Zwang so zu verhalten? Wie groß muss ihre Angst und Furcht eigentlich sein?

Aus der eigenen Erfahrung kann diese kaum stammen. In den Alltagsgesprächen wird über Freunde und Bekannte berichtet, die die Krankheit recht gut überstanden haben. Die Fälle mit schwersten Folgeschäden kennen wir nur aus der Zeitung. Nachrichten über Todesfälle betrafen nur zu einem Bruchteil Corona, die überwiegende Mehrzahl unserer unlängst von uns gegangenen Freunde und Bekannten sind im letzten Jahr an Herzerkrankungen und Krebs gestorben. Woher also die Angst und die Panik vor Covid-19? Sie ist Resultat des medialen Dauerfeuers, nicht unserer alltäglichen Lebenserfahrung. Es wirkt nicht nur die große Erzählung über den unsichtbaren und unmerklichen Feind. Vielleicht sind es sogar die kleinen Rädchen, die Details, an denen gedreht wird und die aufsummiert jenes Bild ergeben, das Menschen veranlasst, ohne Grund die Maske zu tragen. 

Ein derartiges kleines Rädchen war die kolportierte Zahl der Übersterblichkeit des Jahres 2020. Über 10,9% habe sie betragen, behauptete etwa der ORF. Diese Zahl wurde in anderen Berichten sogleich auf 11% aufgerundet. Tatsächlich starben 2019 laut Statistik Austria 2019 83.386 Personen, für 2020 wird die Zahl der Toten mit 90.123 angegeben. Selbst wenn angenommen wird, die höhere Zahl der Todesopfer wäre ausschließlich durch Covid-19 verursacht, so beträgt die Übersterblichkeit eben keine 10,9% sondern 8,07%. Man könnte sich jetzt fragen, ist zwischen 11% und 8% so ein gewaltiger Unterschied? Ja und nein, einstellig oder zweistellig, der Unterschied wirkt. Dieses kleine Detail mag für sich genommen unbedeutsam sein. Aber wenn sich Detail an Detail reiht, wenn immer und immer wieder kleine Verschiebungen vorgenommen werden, wenn Fakten extrem einseitig interpretiert und bestimmte Tatsachen groß hinausposaunt, andere, wie etwa die Tatsache, dass derzeit weltweit die Zahl der Infektionen deutlich sinkt, verschwiegen oder elegant nach hinten gereiht werden, dann hat das in Summe jene Wirkung, die offenbar bezweckt wird: Angst und Schrecken sollen den Ausnahmezustand legitimieren. Quantität schlägt eben doch in Qualität um.

Karl Reitter,

geboren 1953 in Wien, ist Philosoph und Publizist. Unter seiner Herausgeberschaft erschien im Promedia Verlag (gemeinsam mit Stefan Kraft) „Der junge Marx. Philosophische Schriften“.

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