Corona-Maßnahmen ‒ gegen wissenschaftliche Evidenz und Vernunft
Nach einem „Lockdown light“ sind wir seit Dezember einem strikten Lockdown-Regime unterworfen, das seither nur ab und zu, mal hier und mal dort, mäßig gelockert wird. Nur drei Wochen lang, hieß es zunächst, müssten wir leider nochmal massive Grundrechtseinstellungen erdulden. Damit, so die auf Modellrechnungen gestützte Expertise der Hofwissenschaftler unserer Kanzlerin, würden die Infektionszahlen wieder auf ein handhabbares Niveau gedrückt. Seither wurde er mit wechselnden Begründungen immer wieder verlängert, ohne dass die Gründe für die grandiose Fehleinschätzung untersucht wurden.
Mehr an Evidenz und praktischer Erfahrung orientierte Wissenschaftler und Gesundheitsexperten hielten es von Anfang an für illusorisch, die Infektionsrate während der Erkältungssaison so weit zu drücken. Obwohl mindestens so renommiert wie die Regierungsexperten, wurden ihre Warnungen, Lockdowns würden mehr schaden als nützen, ignoriert, wie auch ihre Forderung, sich stattdessen auf den Schutz besonders gefährdeter Menschen zu konzentrieren.
Eine Konstante der Corona-Krisenpolitik ist, dass wissenschaftliche Evidenz und Vernunft kaum eine Rolle spielen, auch wenn sie sich ständig auf „die Wissenschaft“ beruft. Die Meinungen ihrer Berater werden schlicht zur alleinigen Wissenschaft erklärt. Die zweite Konstante ist eine Exekutive, die stark im Verordnen von Verboten und Restriktionen ist, aber bei der Organisation von gezielten Maßnahmen grandios versagt. Die Frage der Verhältnismäßigkeit umgeht sie, indem sie die Gefährlichkeit des neuartigen Coronavirus im Zusammenspiel mit den Medien maßlos übertreibt. Akzeptanz wird so durch Panikmache geschaffen. Mit großem Erfolg: selbst viele ansonsten kritische Geister übernehmen das herrschende Narrativ und geißeln Zweifel als asozial.
Dabei haben Studien schon früh gezeigt, dass der neue Erreger zwar gefährlich, aber nicht so tödlich ist, wie behauptet. Ein Blick auf die Übersterblichkeit im Jahr 2020 bestätigt dies. In Deutschland lag sie altersadjustiert mit 274.000 Toten bei 3,3 Prozent, d.h. etwas über der einer schweren Grippesaison. Sie wäre ohne wirksame Schutzmaßnahmen sicher höher gewesen. Lockdowns gehören jedoch nicht dazu. Sie haben, wie Vergleiche zwischen Ländern mit unterschiedlichen Maßnahmen zeigen, keine Wirkung, die über die einsichtigen, überall und meist freiwillig angewandten hinausgeht. Prominentes Beispiel ist das oft als verantwortungslos geschmähte Schweden. Die Prokopfzahl von wöchentlich an oder mit Corona Verstorbenen liegt hier seit langem unter der in Deutschland. Obwohl das Land nie einen Lockdown hatte, betrug hier die Übersterblichkeit nur 1,5%.
Übersterblichkeit in Deutschland gab es ausschließlich bei den Alten. Indem deren Schutz sträflich vernachlässigt wurde, war unter ihnen im November und Dezember die Infektionsrate am höchsten. Die Lockdown-Maßnahmen haben gerade dies nicht verhindert, werden aber ebenfalls viele Todesopfer und den Verlust von Lebensjahren fordern.