Doppeldenk – Die Sprache der Pandemie
Eine der hässlichsten Begleiterscheinungen der an Unannehmlichkeiten, Zumutungen und Quälereien nicht gerade armen Corona-Ära ist die Spiegelung der Zustände in der Sprache.
Bisweilen erinnert die Sprache eher an den Nationalsozialismus. „Schutzmaßnahmen“ sind zu ergreifen, so „Ausgangssperren“, die „Isolierung“, die „Absonderung“, ja die „Absonderungspflicht“. Das zentrale Gebot: „Ruhe und Ordnung“. „Zuhause bleiben!“. Kein Grund, unruhig zu werden, man will uns doch lediglich – und sei es ungefragt – „schützen“. Notfalls vor uns selbst. Alles mit dem Primat: alles „unter Kontrolle“ zu kriegen.
Die Zahlen haben die Herrschaft ergriffen, die – überaus ungenau definierten bzw. gebrauchten– Unwörter heißen „Infektionszahlen“, ,„Inzidenz“ (auch „Hospitalisierungsinzidenz“), „Ansteckungsrate“, „R-Wert“, „Impfquote“, „Letalität“, „Übersterblichkeit“, „Mortalität“.
Die Virus-Welt ist unterteilt in „Mutationen“ (auch irreführend – bereits das erste beim Menschen festgestellte Virus war eine Mutation), „Subtypen“ und „Untervarianten“.
Es gibt die „Kontaktvermeidung“, das „Kontaktpersonen-Management“ und natürlich „Infektionsketten“ und also auch eine „Infektionskettenverfolgung“. Um diese gewährleisten zu können, sind wir angehalten – sofern wir keine „Warn-App“ haben -, ein „Kontaktpersonen-Tagebuch“ zu führen, und sowieso ein „Symptomtagebuch“. Selbstverständlich gibt „Dokumentationspflichten“.
Überall sichtbar der Wunsch und Wahn nach „Sterilität“, nach einer „sterilen Immunität“, die es nicht gibt, nach „Zero Covid“, nach einer „Ausrottung“ der „Seuche“. Einzig allein durch die Impfung verspricht man uns die „Freiheit“ zurück, aber natürlich wird es keine „Zwangsimpfung“ geben – hieß es wenigstens bis zum Herbst 2021. Die Halbwertzeit von Aussagen der Politik verkürzt sich in freiem Fall.
Tagesaktuell lernen wir, was „2G“, „2G+“ und „3G“ ist, hängt davon doch ab, was „heruntergefahren“ wird, welche Branchen gerade „Schließungen“ erfahren und wie wir unseren Alltag zu „organisieren“ haben. Der Alltag ist dominiert von „Testpflichten“, und selbst alltägliche Hygienefragen werden zu „Hygieneordnungen“ aufgebauscht. Begrüßungsformel statt Handschlag nun bei jeder der – wenigen – echten Begegnungen: „Wie ist Dein Impfstatus?“. Der sich freilich, wie der „Genesenenstatus“, jederzeit schnell ändern kann.
Wer Bestandteil der „kritischen Infrastruktur“, also „systemrelevant“ ist, darf, nein muss allerdings raus vor die Tür, komme was da wolle. Statt „Vermummungsverbot“ nun mit „Vermummungsgebot“ – was macht es z.B. mit Kindern oder Demenzkranken, wenn sie nur noch verhüllte Gesichter zu sehen bekommen?
Die „Impflinge“ hetzen gegen „Ungeimpfte“, gegen die – wie bei Vieh – die „Zügel zu straffen“ sind, schließlich gilt es, „Treiber“ der Pandemie zu „identifizieren“ – gegebenenfalls auch zu denunzieren. „Brutstätten“ des Virus sind die Wohngebiete der „sozial Schwachen“. Für die „Riskanten“ gibt es „Zugangsbeschränkungen“ – mittlerweile sind aufgrund von „Impfdurchbrüchen“ ja alle riskant, so dass diese Barrieren auch allumfassend ausgeweitet werden. Um dem Elend zu entkommen, hofft man auf „Durchimpfung“ und „Herdenimmunität“.
Der „Antifa“, welche der Polizei die „Rechten“ meldet, ist jedes Differenzierungsvermögen abhandengekommen: „Normalos“, um ihre ökonomische und soziale Zukunft besorgte Menschen, „Impfskeptiker“, „Impfgegner“, „Schwurbler“, „Verschwörungswichtel“, „Aluhüte“, „Homöopathen“, „Coronaleugner“, „Covidioten“ und Menschen, die einfach nur Fragen stellen (die dann „falsche Fragen“ sind, mit denen diese Menschen sich „verblendet“ zeigen), jede Form der Kapitalismuskritik: alles eine Suppe von verirrten „Unsympathen“, antisemitisch sowieso, ergo: alles nur Rechte.
Sich impfen zu lassen ist nun eine Frage der „Solidarität“, und also sind die Ungeimpften „unsolidarisch“. Den „Corona-Zuschlag“ (statt strukturell besserer Arbeitsbedingungen) sollen diese „egoistischen“ Menschen schon mal gar nicht kriegen, und vielleicht werden sie auch nicht behandelt: „selbst schuld!“ heißt die Botschaft, in der sich die untergegangen geglaubte „schwarze Pädagogik“ reaktiviert zeigt. „Solidarität“ umgemünzt in eine vollendete Ausschlusspraxis, und die es sagen, glauben anscheinend sogar an das, was sie sagen – Doppeldenk pur. Orwell lässt grüßen.
„Social Distancing“ und „Homeoffice“ sind die Anglizismen, die irgendwie netter oder harmloser klingen sollen als „sozialer Abstand“ und „Heimarbeit“. Und bei alledem wünschen sich viele eine „Normalität“ zurück, die freilich eine „neue Normalität“ sein wird, in der Viele die Abstandsgebote und „Maskenpflicht“, so verinnerlicht haben werden, dass sie ihre Angst vor den Mitmenschen als potentielle „Biowaffen“ nicht mehr ablegen- und daher auch weiterhin Masken tragen werden.
Der Mensch ist seit dem 20. Jahrhundert nichts ohne seinen Pass (so dass man diesen schon für „natürlich“ hält), das wussten kluge Menschen wie Bertolt Brecht, B. Traven, Stefan Zweig. „Genesenennachweise“ und „Impfpässe“ entkoppeln den Menschen von seinem momentanen Gesundheitszustand (womöglich ist man „symptomlos krank“). Der Körper ist ohne den Pass nichts mehr wert.
Werden die Visionen des „Transhumanismus“ wahr, mit denen die Menschheit vollends in der Dystopie ankommen wird – und für dessen Durchsetzung die IT-Giganten die Pandemie nutzen – so ist der Mensch bald der Pass: mit einem implantierten Chip lässt sich sowohl die Impfung wie auch die Erinnerung an die nächste Medikation durchführen, es lässt sich der momentane Aufenthaltsort ermitteln, und als Impfpass wie Ausweis kann das Ganze dann auch noch dienen. Eine „Verschwörungsphantasie“? Gut, dann bin ich „Verschwörungsdenker“. Denn die Pläne liegen nicht mehr in der Schublade. Die Chips sind serienreif. Und dann heißt es immer und jederzeit: alles unter Kontrolle.