Wie geht es der Kunst in der Pandemie?
Während sich Intendanten und Prominente öffentlich über ihre neu gewonnene freie Zeit freuten, klagten weniger privilegierte Kulturschaffende über prekäre Arbeitsverhältnisse und ausbleibende Hilfsgelder (über 40% aller KünstlerInnen in Österreich arbeiten „frei“). Es folgten Aufrufe zu Demonstrationen und Kampagnen über die Ignoranz der Politik, die das Etikett „Kulturnation“ im Mund führt und gleichzeitig Kunst-und Kulturstätten monatelang geschlossen hält. Man lernte das Zoomen, das Live-Events nicht ersetzen kann – und wartete ab. Europaweit erlitt das „unterschätzte Schwergewicht“ Kultur, das mehr Wertschöpfung erwirtschaftet als die Automobilbranche, im Jahr 2020 199 Milliarden Euro Verlust.
Das Schlagwort von der „Krise als Chance“ trifft daneben. Dem Mangel an Widerstand entspricht das Fehlen kritischer Kulturtheorie und politischer Praxis und medialer Berichterstattung, um die Verwerfungen anzuprangern - Kultur wird als erstes geschlossen und als letztes wieder geöffnet! Warum aber fehlt angemessener Protest?
Umkehr ist nötig! Transformatorische Veränderung verlangt Einmischung und Widerstand gegen Irrationalismus, Rechts-Radikalismus, Rassismus. Heißt Aufstehen für mehr Demokratie, offenen Dialog, Kunst und Kultur für alle und inklusive Kultur/Politik. Wiederum steht die Klassenfrage im Raum: Wer macht für wen, wie, wozu, mit welchen Mitteln Kunst und Kultur?