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Überlegungen zum 1. Jahrestag des Lockdowns

von Annette Groth

Im März 2020 drohte Christian Drosten, Chef-Berater von Kanzlerin Merkel, mit möglicherweise 100 000 Toten und Millionen von Infizierten, sollten keine strikten Maßnahmen eingeführt werden. Erst kam die Maskenpflicht, die anfangs noch von Gesundheitsminister Spahn als eher schädlich deklariert wurde, dann wurde die Notwendigkeit von „Kontaktverboten“ und „sozialer Distanzierung“ betont, Kitas und Schulen, Geschäfte und Gastronomiebetriebe, Schwimmbäder, Sport- und Freizeitstätten geschlossen. Offen blieben „system-relevante“ Betriebe wie Schlachthöfe und Fleisch-verarbeitende Unternehmen, die immer wieder durch sehr hohe Infektionszahlen in die Schlagzeilen gerieten und deren skandalöse Arbeitsbedingungen auch schon vor Corona angeprangert wurden. Allerdings spiegeln die sogenannten „Infektionszahlen“ die Zahl der positiv Getesteten wider; die Zahl der tatsächlich Erkrankten ist wesentlich geringer, wird aber kaum publiziert. Der Kollaps des Gesundheitssystems aufgrund hoher Beanspruchung von Intensivbetten und Pflegekräften drohte. Dazu kam es nicht. Im Gegenteil: 2020 wurden 20 Kliniken mit 2.144 Betten geschlossen und ca. 4.000 Stellen abgebaut, der Gesundheitshaushalt für 2021 wurde um fast 6 Mrd. Euro gekürzt, während der Rüstungshaushalt um 1,3 Mrd. Euro erhöht wurde.

Das Narrativ „soziale Distanzierung“ und „Kontaktverbot“ widerspricht menschlichen Bedürfnissen und muss in der Schublade verschwinden! Stattdessen sollten wir Vermögenssteuer und Vergesellschaftung von Konzernen fordern. Steuergelder fließen in die Forschung von Corona-Impfstoffen der Pharmaindustrie, deren Verkauf ihr unglaubliche Profite ermöglicht, die der Allgemeinheit zustehen. 

Laut Oxfam ist das Vermögen der zehn reichsten Männer der Welt während der Corona-Zeit um fast eine halbe Billion US-Dollar auf knapp über eine Billion gestiegen. Das Vermögen von Dieter Schwarz, Eigentümer von Lidl und Kaufland, wuchs von 22,6 Mrd. (2019) auf 36,8 Mrd. Euro (2020). Eine Vermögenssteuer würde Milliarden in die Staatskassen spülen, mit denen u.a. Schulen saniert und Pflegekräfte in Altenheimen und Krankenhäusern gut bezahlt werden könnten.

Solange es Zwangsräumungen von Wohnungen gibt und keine menschenwürdigen Hilfsangebote für Obdachlose und Geflüchtete ist das Gerede vom Gesundheitsschutz für vulnerable Gruppen zynisch. Solange kaum Wissenschaftler und Ärzte in den Medien zu Worte kommen, die andere Meinungen vertreten als die Berater von Kanzlerin Merkel, bleibt die Berichterstattung einseitig und defizitär.

Annette Groth, geboren 1954 in Gadderbaum/Nordrhein-Westfalen, Studium der Volks- und Betriebswirtschaft sowie der Internationalen Politik an der FU Berlin, von 2009 bis 2017 Bundestagsabgeordnete der Partei „Die Linke“.

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