Verordnete Katastrophe
In „Geschichte eines Deutschen“ berichtet Sebastian Haffner (1907-1999), wie irritiert er über die Reaktionen vieler seiner Freunde war, als 1933 ein Kabinett gebildet wurde, in dem drei Nationalsozialisten von acht bürgerlichen Politikern umrahmt wurden. Die Profis, so lautete der allgemeine Tenor, würden die drei Krawallmacher an die Leine legen, und letztlich werde sich nichts ändern. Wenig später gab es die ersten Verordnungen zum Schutz von Volk und Staat, und der Rest ist, denke ich, bekannt.
Gerade angesichts der Erfahrungen, wie eine – zugegebenermaßen unvollkommene – Demokratie gleichsam von heute auf morgen in eine Diktatur umgewandelt werden kann, sollte es eigentlich ein allgemeiner demokratischer Konsens sein, dass kein Problem, wie groß es auch immer sein mag, in einer Demokratie mit diktatorischen Mitteln angegangen werden darf.
Und doch leben wir nun schon seit einem Jahr in einer Gesellschaft, in der die Grund- und Freiheitsrechte weniger zählen als die täglich publizierten „Dashboards“, und wer dies in Frage stellt, der muss nicht lange darauf warten, wüst beschimpft zu werden. Zu keinem Zeitpunkt nach 1945 war die Gesellschaft so gespalten, die Stimmung so aufgeheizt und die zivilisatorische Tünche so durchscheinend.
Vor allem ist zu konstatieren, dass viele Maßnahmen, die schon vor 20 Jahren, damals unter dem Schlagwort „Kampf dem Terror“, von den Regierenden umgesetzt werden wollten, jetzt unter der Losung „Bekämpft die Pandemie“ durchgepeitscht werden. Und nur die unverbesserlichen Optimisten mögen davon ausgehen, dass diese nach dem proklamierten Ende der Seuche wieder zurückgenommen werden. Aus der Sicht der herrschenden Regierungen ist das auch gar nicht möglich, denn wenn sich erst einmal der Rauch der propagandistischen Nebelgranaten zu Covid 19 verzogen hat, dann werden auch die einfältigeren Gemüter erkennen, welch kolossalen Flurschaden die „Corona-Politik“ verursacht hat. An dem werden wir mit Sicherheit wesentlich länger zu leiden haben als am Virus selbst.